RSV-Impfstoff in der Schwangerschaft: Ein neuer Weg zum Schutz von Säuglingen

Heute ein sehr wissenschaftlicher Artikel der für viele Mütter interessant sein wird.  Es geht um das Respiratorische Synzytial-Virus. Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein häufiger Erreger von Atemwegsinfektionen, die vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern schwerwiegende Folgen haben können. Eine RSV-Infektion kann zu Bronchiolitis, Lungenentzündung oder Atemnotsyndrom führen und in einigen Fällen sogar zum Tod. Weltweit sterben jedes Jahr schätzungsweise 100.000 Kinder unter fünf Jahren an RSV-bedingten Komplikationen.

Bisher gibt es keinen zugelassenen Impfstoff gegen RSV, der direkt an Säuglingen verabreicht werden kann. Die einzige verfügbare Prävention ist eine passive Immunisierung mit einem monoklonalen Antikörper (Palivizumab), der jedoch nur für bestimmte Risikogruppen empfohlen wird und sehr teuer ist. Daher besteht ein dringender Bedarf an einer wirksamen und kostengünstigen Impfstrategie, die alle Säuglinge vor RSV schützen kann.

Eine vielversprechende Option ist die Impfung von Schwangeren gegen RSV, die auf dem Prinzip der mütterlichen Immunisierung beruht. Dabei werden Antikörper von der Mutter über die Plazenta an das ungeborene Kind übertragen, die es nach der Geburt vor einer RSV-Infektion schützen können. Diese Methode hat sich bereits bei anderen Erregern wie Grippe, Keuchhusten oder COVID-19 bewährt.

In einer kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen RSV-Impfstoffs (PF-06928316) in der Schwangerschaft untersucht. Der Impfstoff enthält ein rekombinantes Protein, das das Fusionsprotein (F) von RSV darstellt, das für die Anheftung und das Eindringen des Virus in die Wirtszellen verantwortlich ist. Der Impfstoff wurde an mehr als 9.000 schwangeren Frauen in 15 Ländern getestet, die entweder den Impfstoff oder ein Placebo erhielten.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Impfstoff sicher und gut verträglich war und keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bei den Müttern oder den Kindern verursachte. Der Impfstoff induzierte hohe Antikörperspiegel gegen das RSV-F-Protein bei den Müttern und ihren Neugeborenen, die bis zu sechs Monate nach der Geburt anhielten. Am wichtigsten war jedoch, dass der Impfstoff eine hohe Wirksamkeit gegen schwere RSV-bedingte Erkrankungen bei den Säuglingen zeigte. Die Impfung reduzierte das Risiko einer schweren RSV-bedingten unteren Atemwegserkrankung um 81 Prozent und das Risiko einer Krankenhauseinweisung um 78 Prozent im Vergleich zum Placebo.

Diese Studie ist die erste, die einen signifikanten Schutz von Säuglingen durch eine mütterliche RSV-Impfung nachweist. Der Impfstoff könnte somit einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der globalen Krankheitslast durch RSV leisten, insbesondere in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, wo die meisten Todesfälle auftreten. Die Autoren der Studie betonen jedoch, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs zu bestätigen und seine Auswirkungen auf die natürliche Immunität gegen RSV zu beurteilen.

Was ist das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV)?

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein Virus, das Atemwegsinfektionen verursacht. Es betrifft vor allem Säuglinge und Kleinkinder und kann zu Erkältungssymptomen wie Husten, Schnupfen, Fieber und Atembeschwerden führen. In schweren Fällen kann es auch zu Lungenentzündung oder Bronchiolitis führen, insbesondere bei gefährdeten Kindern mit einer Vorgeschichte von Atemwegserkrankungen. RSV wird normalerweise von Mensch zu Mensch durch direkten Kontakt oder durch das Einatmen von infizierten Tröpfchen verbreitet. Eine gute Handhygiene und das Vermeiden von Kontakt mit infizierten Personen können helfen, eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Quellen:

[1] Madhi SA et al. Maternal Respiratory Syncytial Virus Vaccine to Prevent Lower Respiratory Tract Illness in Infants — The MOTIVATE Trial. N Engl J Med 2023; DOI: 10.1056/NEJMoa2216480

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